Kindersicheres Internet
Sorgen der Eltern
Was Eltern beschäftigt, spätestens wenn Kinder Smartphone oder Computer eigenständig bedienen: Wie können wir unser Kind beschützen? Was müssen wir tun, um die Geräte und Anwendungen unseres Kindes sicherer einzustellen?
Eltern möchten ihre Kinder behüten, aber nicht überwachen. Und das ist auch gut so, denn auch Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre. Ich sehe es kritisch, die Nachrichten von Kindern bei WhatsApp und Co. zu lesen, es sei denn, es handelt sich um eine bedrohliche Situation.
Unsere Gastautorin Leonie Lutz ist Redakteurin, Bloggerin und Gründerin von "Kinder digital begleiten". Die Mutter von zwei Töchtern schreibt für die DEVK darüber, wie Eltern ihre Kinder in der digitalen Welt begleiten und schützen können.
Wie kann ich mein Kind schützen, ohne es zu überwachen?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten für mehr Schutz im Internet, zwei davon möchte ich hier vorstellen.
Die App funktioniert bei Android oder alternativ, wenn die Eltern ein iPhone haben, das Kind aber ein Android-Gerät nutzt. Für die Nutzung von "Family Link" braucht es E-Mail-Adressen bei Google für Eltern und Kind, damit man alles einrichten kann. Sehr gut beschrieben sind die Funktionen unter families.google.com.
Mit der App "Family Link" sehen Eltern, wie viel Zeit das Kind im Netz verbringt, auch finden sich dort App-Empfehlungen. Die für mich wichtigste Einstellung ist aber, dass ich darüber die Apps meines Kindes verwalten kann.
Das ist super wichtig und hat nichts mit Kontrolle zu tun. Vielmehr öffnet es Türen für Gespräche, wenn ich mitbekomme, welche Apps mein Kind runterladen möchte. Dann bekomme ich ein Gespür für die digitalen Interessen meines Kindes. Außerdem bietet es mir die Möglichkeit, mit meinem Kind die App gemeinsam sicher einzustellen.
Ähnlich funktionieren die Einstellungen "Bildschirmzeit" und "Familienfreigabe" bei Apple. Wie auch bei Family Link sehen Eltern hier über die Familienfreigabe, an welchem Ort sich das Kind befindet. Kinder wollen das häufig nicht und fühlen sich überwacht, insofern sollten Familien die Nutzung mit dem Kind gemeinsam entscheiden und besprechen.
Sowohl die Einstellung „Bildschirmzeit“ als auch die Familienfreigabe erlauben Eltern einen Blick auf die Apps des Kindes. Ganz konkret: Ich als Mutter oder Vater kann freigeben, welche App mein Kind runterladen darf, ich stimme also vorab zu. Wie bereits oben beschrieben ist das eine sehr gute Sache:
- Eltern bekommen ein Gespür für die digitalen Interessen des Kindes.
- Eltern können im Zweifel einschreiten, sofern nicht altersgerechte Apps geladen werden.
- Eltern können gezielt die Apps ihrer Kinder sicherer einstellen.
Die "Bildschirmzeit" bei Apple findet sich in den Einstellungen des Smartphones. Sinnvoll sind hier auch die Funktionen, die den Zugriff auf anstößige Inhalte, Käufe und Downloads beschränken. Theoretisch kann man auch Bildschirmzeiten eingeben und entscheiden, wie lange das Kind etwas nutzen darf.
Ich weiß, dass dies viele Eltern als Erleichterung empfinden. Dennoch birgt es auch neues Konfliktpotenzial, wenn die Regeln nicht gemeinsam mit den Kindern erarbeitet werden.
Wie sicher ist eigentlich "kindersicher"?
Die schlechte Nachricht vorab: Jegliche technischen Einstellungen bedeuten niemals einen hundertprozentigen Schutz, denn Gefahren im Netz gehen vor allem von Menschen aus. Somit stellen auch Apps eine Gefahr dar, in denen Menschen miteinander kommunizieren. Instagram zum Beispiel wird von Eltern als Inspirationsquelle genutzt.
Nutzen Kinder Instagram, können sie aber durch die Chat-Funktion jederzeit von Fremden angeschrieben werden. Und so verhält sich das mit allen Apps, die eine Chat-Funktion haben. TikTok erlaubt es zum Beispiel, den Account des Kindes mit einem Eltern-Account zu verknüpfen und Direktnachrichten von Fremden zu blockieren - das halte ich für absolut sinnvoll.
Immer im Dialog bleiben
Eltern, die sich überhaupt nicht für die digitale Welt ihrer Kinder interessieren, werden im Zweifel von ihrem Kind auch nicht als Ansprechpartner auf Augenhöhe wahrgenommen. „Ich habe ja sowieso keine Ahnung“ ist keine Entschuldigung, sondern sollte als Warnung an sich selbst verstanden werden. Nur wer die Grundmechanismen kennt und die Faszination der Kinder nachvollziehen kann, wer selbst spielt und die Apps des Kindes testet, legt den Grundstein für mehr Schutz.
Der wichtigste Schutz ist und bleibt der Dialog. Bleibe ich mit meinem Kind im Gespräch, wird es mir auch Bescheid geben, falls es mal eine schlechte Erfahrung im Netz macht.